Mit dieser Frage wollen wir uns einmal genauer beschäftigen. Ist es wirklich möglich, dass Du mit Deinem Handfunkgerät Kontakt zur internationalen Raumstation ISS aufnehmen kann? Die Antwort lautet, Ja! Wir zeigen Dir, wie du das mit relativ wenig Equipment realisieren kannst.
Die internationale Raumstation ISS umkreist die Erde in einer Höhe von ca. 400 km. Für die Umrundung der Erde benötigt sie ca. 93 Minuten. Sie ist also wahnsinnig schnell unterwegs. Mit einer Spannweite von ca. 109m und einem Gewicht von ca. 440t ist die ISS, während eines Überflugs in der Dunkelheit, gut zu erkennen. Eine freie Sicht am Himmel ist natürlich Voraussetzung für eine Sichtung.
Doch wie kann ich nun mit der ISS kommunizieren?
Die Besatzung an Bord der ISS verfügt unter Anderem über UKW Amateurfunkgeräte. Gelegentlich werden diese Geräte für Sprechfunkverbindungen in der Freizeit oder für Schulkontakte genutzt. Wenn diese Geräte nicht genutzt werden, ist meistens der APRS Digipeater an Bord aktiv. Diesen Digipeater kannst Du in der Betriebsart APRS ansprechen. Wenn der Digipeater dein Signal empfangen und auswerten kann, wird er dein Datenpaket zurücksenden und somit an andere Stationen weiterleiten. Du benötigst also in erster Linie ein UKW Funkgerät, welches im 2m Band für den APRS Betrieb tauglich ist. Entweder ist die Betriebsart in deinem Funkgerät schon vorhanden, oder du verbindest dein Funkgerät mit einem TNC. In meinem Fall hat das verwendete Funkgerät bereits einen solchen TNC verbaut.
Welche Antenne benötige ich?
Für meinen Versuch habe ich eine ganz besondere Antenne benutzt. Eine sogenannte Logarithmisch-periodische Antenne. Diese Antenne, mit einer recht guten Richtwirkung, hat mir ein netter Funkfreund aus dem benachbarten Dänemark gebaut. Ron OZ1RON hat diese Antenne mit viel Mühe in seiner Werkstatt von Hand gefertigt. Ich bin von dieser Antenne sehr begeistert und habe damit auch schon einige schöne Sat Verbindungen machen können. Vielen Dank an OZ1RON! Deshalb kam die Antenne auch für diesen besonderen Test zum Einsatz.
Welche besonderen Einstellungen sind nötig?
Das wichtigste ist zuerst mal die Frequenz. Für den APRS Betrieb über die ISS muss die Frequenz 145,825 MHz eingestellt werden. Da es sich hierbei um Simplex Betrieb handelt, wird nur eine Frequenz zum Senden und Empfangen benutzt. Eine weitere Einstellung ist der Digipeater Pfad. Dieser wird auf ARISS gestellt. Die restlichen Einstellungen entsprechen weitgehend denen des normalen APRS Betriebes.
Wann sind die Chancen am größten?
Die Verbindung kann natürlich nur zustande kommen, wenn sich die ISS im Überflug befindet. Für die Anfänge solltest du einen Überflug mit einer möglichst großen Elevation wählen. Somit hast Du am meisten Zeit, um eine Verbindung herzustellen, denn diese Überflüge sind am längsten. Mit meinem Aufbau hat es ab einer Elevation von 30° problemlos geklappt. Um eine Übersicht der nächsten Überflüge zu erhalten, nutze ich die App Heavens-Above. Wichtig ist, auch die „unsichtbaren Überflüge“ in den Einstellungen zu aktivieren. Die App ist eigentlich dafür ausgelegt, um die ISS visuell zu beobachten. Das funktioniert nur in der Dunkelheit. Für uns reicht es allerdings aus, wenn wir die ungefähre Position der ISS kennen. Somit können wir auch am Tage einen Kontakt starten.
Wie läuft der Verbindungsaufbau ab?
Es empfiehlt sich für die ersten Versuche einen Bakentext festzulegen und diesen im Intervall von 30 Sekunden zu senden. Die Rauschsperre sollte ganz offen sein, sofern Dein Gerät einen APRS Betrieb mit geöffnetem Squelch zulässt.
Ich habe die Antenne dann auf den erwarteten Höhepunkt in der Elevation gestellt. Durch den Öffnungswinkel war die ISS dann ab ca. 30° gut hörbar und die ersten dekodierten Gegenstationen wurden angezeigt. Sorry für die schlechte Qualität. Die Aufnahmen sind spontan entstanden und werden bei Gelegenheit ersetzt.
Nun wartest Du, bis Deine Bake nach 30 Sekunden gesendet wird. Wenn Du von der ISS gehört wirst, wird der Digipeater Dein Signal weiterreichen und Deine Position wird im Display angezeigt. Das sieht dann so aus.
Wenn viele Stationen versuchen, den Digipeater zu erreichen, ist es möglich, dass Du mehrere Anläufe brauchst, damit Dein Signal gehört wird. In diesem Fall empfiehlt es sich, die Bake mehrfach hintereinander manuell zu senden.
Woher weiß ich denn, dass ich wirklich gehört wurde?
Nachdem Du Deine Daten gesendet hast und diese von der ISS wiedergegeben wurden, kannst du den Status überprüfen. Gehe dazu einfach auf die Seite der ISS last heard. Dort wird Dein Rufzeichen dann angezeigt und sofern übermittelt, taucht Deine Position auf der Karte auf.
Ich hätte gerne eine QSL Karte von der ISS
Auch das ist möglich. Die genaue Prozedur zum Beantragen der Karte findest Du hier.
Was ist da noch möglich?
Wenn Du Dein Setup erfolgreich testen konntest, kannst du einen Schritt weiter gehen. Es ist im APRS auch möglich Nachrichten zu verschicken. Somit kannst du während eines Überfluges Texte mit anderen Funkamateuren austauschen. Versuche es doch mal und berichte uns über Deine Erfahrungen.
Sicherlich gibt es Frequenzabweichungen durch den Dopplereffekt usw..
Dieser Artikel soll allerdings einen leichten Einstieg in das Thema bieten und für Spaß am Experimentieren sorgen. Wie beschrieben, es funktioniert, auch wenn das Setup ausbaufähig ist.
Hast Du Fragen oder Anregungen? Dann schreibe gerne in die Kommentare, oder schreibe uns über das Kontaktformular.
Viel Spaß beim Ausprobieren.
Vy 73 Tycho – DK8LX