Dass man sich beim Anblick einer Sternschnuppe etwas wünschen kann, ist sicherlich jedem bekannt. Aber wusstest Du, dass diese Himmelserscheinungen auch unsere Funkwellen beeinflussen?
Meteorscatter – Mit dieser Bezeichnung konnte auch ich lange Zeit nichts anfangen. So lange, bis mir ein befreundeter Funkamateur ein Video schickte. Dort war seine Station zu sehen, mit der er Meteorscatter betrieb. Funken mit Unterstützung der Sternschnuppen? Nun wurde es Zeit, sich einmal genauer mit der Sache zu beschäftigen.
Wie entstehen Sternschnuppen überhaupt?
Sternschnuppen werden fachsprachlich als Meteore bezeichnet. Sie entstehen, wenn Gesteins- und Staubteilchen (Meteoriden) beim Eindringen in die Erdatmoshäre stark abgebremst werden und dabei verglühen. Während diese Teilchen verglühen, werden umliegende Luftteilchen ionisiert. Wenn du erfahren möchtest, warum Sternschnuppen leuchten, dann klicke bitte hier. Die ionisierten Luftteilchen bilden dann eine Art Kanal, der meist nur wenige Sekunden existiert. Dieser ionisierte Bereich in ca. 100km Höhe kann dann elektromagnetische Wellen reflektieren.
Wie funktioniert nun Meteorscatter?
Konzentrieren wir uns auf die Ausbreitung der Ultrakurzwellen. Deren Ausbreitung ist quasioptisch. Bedeutet also, dass sie unter normalen Umständen kaum über den sichtbaren Horizont hinaus reichen. Anders als die Kurzwellen, werden Ultrakurzwellen in der Regel auch nicht von der Ionosphäre reflektiert. Somit die die Ausbreitung der Ultrakurzwellen räumlich begrenzt. Würden wir die Ultrakurzwellen Richtung Himmel abstrahlen, so würden sie sich fast ungehindert in den Weltraum ausbreiten. Die Chance, dass uns dort jemand antwortet (abgesehen von der ISS) ist ziemlich gering.
Wenn nun aber unsere elektromagnetischen Wellen auf einen durch die Sternschnuppe ionisierten Bereich treffen, werden sie teilweise zur Erde reflektiert. Dadurch können sich die elektromagnetischen Wellen bis zu 2500km um unseren Standort ausbreiten. Das ist eine enorme Steigerung der Reichweite!
Was brauche ich, um Meteorscatter auszuprobieren?
Ich persönlich habe bis jetzt nur Erfahrungen im 6m Band sammeln können, da ich Meteorscatter erst seit einigen Monaten betreibe. Von daher folgt hier nur ein kurzer Erfahrungsbericht aus meiner Sicht.
Ich war damals immer davon ausgegangen, dass man Meteorscatter nur mit riesigen Antennen betreiben kann. Aber gerade im 6m Band kann man Meteorscatter mit einem vergleichsweise kleinen Aufwand betreiben. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Betrieb auf dem 6m Band für die Lizenzklasse E zurzeit gedultet wird. Stand Mai 2021
Zu meiner Station
Als Transceiver nutze ich einen IC-7300 von ICOM. Als Antenne kommt eine Zweielement HB9CV zum Einsatz. Hierbei geht mein Dank an OM Hans-Jürgen DJ3LE, der mir diese Antenne zur Verfügung gestellt hat. Diese Antenne kann ich für das 6m Band wirklich empfehlen. Durch den großen Öffnungswinkel von ca. 60° lässt sich damit ein großer Bereich abdecken. Sie benötigt zudem nicht viel Platz und hat mir schon jede Menge schöner Verbindungen beschert. Für den Betrieb nutze ich in meinem Fall die Software WSJT-X von Joe Taylor K1JT im WSJT-Z MOD. Als Modus kommt MSK144 zum Einsatz.
Zum Betriebsablauf
Wie läuft nun eine Verbindung zwischen zwei Stationen über eine Meteorscatter Reflektion ab? Wichtig für solche Verbindungen ist, dass die Einstellung der Uhrzeit am verwendeten PC korrekt eingestellt ist. Hierzu empfiehlt es sich, die PC Zeit mit einem NTP-Server zu synchronisieren. Sobald die Software konfiguriert ist, wird der Sendemodus aktiviert. Die Software sendet nun für 15 Sekunden einen allgemeinen Anruf „CQ“. Enthalten ist zudem das Rufzeichen, sowie der Locator des eigenen Standorts. Diese Daten werden während der 15 Sekunden fortlaufend wiederholt. Dies steigert die Chance, von einer Gegenstation empfangen zu werden. Sollte in dieser Zeit ein Meteor einen Bereich ionisiert haben, wird unser Signal mit hoher Wahrscheinlichkeit daran reflektiert und von einer anderen Station empfangen.
Nach dem allgemeinen Anruf geht die Station für ebenfalls 15 Sekunden auf Empfang. Jetzt hat die Gegenstation Zeit zu antworten, sofern sie unsere Daten empfangen konnte. Die Gegenstation würde nun ihr Rufzeichen, sowie ihren Locator übermitteln und ebenfalls auf die Ionisierung durch einen Meteor hoffen. So ist es nicht unüblich, dass die Sequenzen mehrfach wiederholt werden, bis es wieder zu einer Verbindung durch eine Reflektion kommt. Meteorscatter ist also keine Betriebsart für Ungeduldige. Dafür macht die Software aber einen großen Teil der Arbeit vollautomatisch. Weitere Durchgänge beinhalten den Austausch eines Rapports und schlussendlich eine Verabschiedung mit 73 (Grußformel der Funkamateure – Viele Grüße).
Was sollte ich noch beachten?
Es gibt über das Jahr verteilt, mehrere Meteorströme. Das bedeutet, dass Meteorscatter zu bestimmten Zeiten besonders gut funktioniert, da es dann viele Eintritte in die Erdatmosphäre gibt. Die wichtigsten Meteorströme habe ich Dir hier zusammengefasst.
Bezeichnung |
Wann? |
Höhepunkt |
Quadrantiden |
28. Dez–12. Jan |
3–4. Jan |
Lyriden |
14–30. Apr |
22–23. Apr |
Eta Aquariiden |
19. Apr–28. Mai |
5–6. Mai |
Perseiden |
17. Jul–24. Aug |
12–13. Aug |
Draconiden |
6–10. Okt |
8–9. Okt |
Orioniden |
2. Okt–7. Nov |
21–22. Okt |
Leoniden |
6–30. Nov |
17–18. Nov |
Geminiden |
4–20. Dez |
13–14. Dez |
Ursiden |
17–26. Dez |
22–23. Dez |
Du möchtest Meteorscatter auch mal ausprobieren oder benötigst Hilfe? Dann schreibe uns über die Kontaktseite. Wenn du Ergänzungen zu diesem Artikel hast, dann schreibe sie gerne in die Kommentare.
vy 73 de Tycho – DK8LX